Eine Zeitungsmeldung

Was heute in der Zeitung steht, ist in Mexiko Stadt leider kein Einzelfall, es wirft ein Licht auf die Situation, unter der viele Menschen hier leiden. Die Meldung besagt lapidar:

Nezahualcóyotl, Méx., 29. Mai.

Die Passagiere in einem Mikrobus der Linie 9, der auf der Avendida Chimalhuacán in dieser Gemeinde unterwegs war, haben einen vermutlichen Räuber getötet und einen weiteren verletzt.

Dem Polizeibericht zufolge, stiegen die zwei Verdächtigen um 7:30 in die Einheit mit den Kennzeichen 658MZ002, die von Izcalli nach Pantitlán unterwegs war. Auf der Kreuzung mit der Strassse 7  begannen sie den Fahrgästen  ihre Habseligkeiten abzunehemen.

„Als einer der Räuber einem Passagier seine Sachen wegnahm, zog dieser eine Pistole und schoss dem Räuber in den Kopf, er fiel tot um.“ berichtete die Polizei des Staates Mexiko.

Der andere Räuber versuchte zu fliehen, wurde aber von den Fahrgästen festgehalten und geschlagen.

Die befragten Passagiere konnten den Mann, der geschossen hatte, nicht näher beschreiben .

Die Polizei hat eine Untersuchung wegen Mordes unter der Akte 665790550087714 eingeleitet.

Wenn die staaatlichen Organe, die eigentlich für Sicherheit und Ordnung zuständig sind, durch chronische Abwesenheit glänzen, nehmen die Menschen die Justiz schon mal in die eigenen Hände.

Es werden zwar grossartige Programme, die unsere Sicherheit garantieren sollen, mit Pomp und Gloria vorgestellt, die Realität sieht aber anders aus. Anspruch und Wirklichkeit liegen hier weit, weit voneinander entfernt. Und der öffentliche Personenverkehr ist und bleibt in bestimmten Gegenden eine gefährliche, fast abeteuerliche Unternehmung. 99 % der Anzeigen wegen Gewaltverbrechen wie Raub und Mord verlaufen im Sande. So braucht sich unser annonymer Held keine Sorgen zu machen, er würde wegen seiner Selbstverteidigung etwa Ärger mit der Justiz bekommen. Die Justiz schläft tief und fest.